Fragen und Antworten

Es gibt einige Irrtümer und Mythen über den Waldkindergarten. Sie halten sich hartnäckig. Eltern von Waldkindern kennen die besorgten Augen derer, die sie weiter kursieren lassen. Deshalb haben wir Ihnen die häufigsten Fragen gleich beantwortet:

1. Für welche Kinder ist der Waldkindergarten geeignet?

Für alle Kinder. Unser Waldkindergarten holt die Kinder dort ab, wo sie gerade stehen. Denn alle, ob Mädchen oder Junge, lebhaft, schüchtern oder einer anderen Einzigartigkeit, bekommen im Wald „Nahrung für die Seele“. In unserem Waldkindergarten probieren sich die Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten, in ihrem eigenen Tempo, aus. Auf diese Weise  sammeln sie individuelle Erfahrungen und Erfolgserlebnisse, die den Kindern Selbstvertrauen geben und ihre Persönlichkeit stärken.

 

2. Was ist der Unterschied zwischen einem Wald-/ Regelkindergarten?

Waldkindergärten werden häufig als „Kindergärten ohne Tür und Wände“ bezeichnet, in denen die Kinder mit den Dingen spielen, die sie im Wald finden. Genauso ist es auch bei uns. Das weitestgehend freie Spiel ohne vorgefertigtes Spielzeug regt die Kinder zum selbständigen Gestalten, Experimentieren, Erfinden, sowie ihre Kreativität und Phantasie an. Unsere Waldkinder spielen sozusagen mit nichts, aber mit ALLEM. Insbesonders ihre Sprache wird bei diesen Spielen zum wichtigsten Spielelement und dadurch intensiv geübt. Schließlich müssen sich die Kinder über die Bedeutung der Gegenstände und über das Spielgeschehen häufiger verbal austauschen. Kinder nehmen den Wald als riesigen Spielplatz wahr, lediglich ohne die üblichen Spielgeräte. Denn statt auf einem Klettergerüst klettern sie auf Bäumen und Baumstümpfen. Sie balancieren auf umgekippten Stämmen, schaukeln, buddeln, spielen Fangen, Verstecken und vieles mehr. In unserem Waldkindergarten haben die Kinder außerdem immer die Möglichkeit zu malen, zu schnitzen und mit den verschiedensten Geräten zu werken.

 

3. Wenn der Waldkindergarten keine Wände hat, laufen da die Kinder nicht weg?

Unsere wichtigste Regel lautet: Wir bleiben in Sicht-/ Hörweite. Wege und Spielorte lernen die Kinder nach und nach kennen und entwickeln schon nach kurzer Zeit einen erstaunlichen Orientierungssinn. Dadurch geht niemand verloren und es läuft auch niemand weg. Unser großer Bewegungsraum läd die Kinder zum laufen, springen und herumtoben ein. Dies wiederum führt zu einem deutlichen Abbau von Aggressionen und wirkt sich dadurch positiv auf die Kooperations- und Teamfähigkeit aus: Gerade deshalb ist noch nie ein Waldkind verloren gegangen.

 

4. Sind die Kinder IMMER draußen, auch bei "schlechtem" Wetter?                        

„Sonnentage im Wald sind gut, aber Regentage noch viel besser!“ Das, was wir Erwachsenen beim Blick aus dem Fenster als schlechtes Wetter bezeichnen, eröffnet für die Kinder draußen völlig neue Erfahrungswelten: Regentropfen, Pfützen, Matsch – damit lässt es sich (passende Kleidung vorausgesetzt) endlos spielen und die Freude dabei steht den Kindern ins Gesicht geschrieben. *1

Sobald jedoch die Sicherheit der Kinder im Wald gefährdet ist, suchen wir Schutz im Schutzraum. Das ist zum Beispiel an Sturmtagen der Fall. An kalten Tagen wärmen sich die Kinder in unserem Tipi mit Feuerstelle auf. Bei Regen stehen ausreichen Unterschlupfmöglichkeiten zur Verfügung (wenn den Kindern danach ist).

 

5. Wie werden die hygienischen Anforderungen gewährleistet?

Unser Hygienekonzept gewährleistet eine Grundhygiene und -sicherheit. Es wird täglich frisches Wasser über Kanister mitgeführt, welches unter anderem zum Händewaschen (mit biologisch abbaubarer Seife) verwendet wird. Wir besitzen zwei Trobollos und eine Biokomposttoilette.

Zum Wickeln benutzen wir eine Isomatte, die Kinder haben Windeln und Feuchttücher in ihrem Rucksack dabei. Insgesamt kann man aber beobachten, dass sich bereits junge Kinder körperlich auf den Tag im Wald einstellen (und damit oft auch ihren Rhythmus für das "große Geschäft" anpassen).

 

6. Feiern die Waldkinder auch Feste und machen Ausflüge?

Ja! Übers Jahr verteilt veranstalten wir mehrere Feste und machen außerdem die unterschiedlichsten Ausflüge ins Umland.

 

7. Welche Gefahren birgt der Wald?

Draußen zu spielen ist heute zwar in vielen Wohngegenden gefährlich, nicht aber bei uns im Wald, denn die Kinder stärken durch ständige Bewegung ihre Kraft, Motorik und Ausdauer. Instinktiv passen sie ihr Risikoverhalten ihrem Leistungsvermögen an. Denn Fallen lernt man nur durch Fallen. Statistisch gesehen, liegt die Unfallrate im Waldkindergarten deutlich unter der von Regelkindergärten. Für den Notfall ist jedoch immer ein Erste-Hilfe-Koffer vor Ort und die BetreuerInnen nehmen regelmäßig an Erste-Hilfe-Kursen teil. Über unsere Mobiltelefone kann bei Bedarf auch sofort ärztliche Hilfe gerufen werden. Zusätzlich wird unser Waldgebiet jährlich durch eine professionelle Forstbegehung kontrolliert. Hier wird jeder Baum einzeln auf Gefahrenquellen begutachtet.

Wir bewahren unsere Kinder nicht vor den Gefahren, sondern lehren sie damit umzugehen.

 

8. Werden die Waldkinder genug auf die Schule vorbereitet?

JA, absolut! Kinder aus naturraumpädagogischen Einrichtungen zeigen in fast allen Vergleichsbereichen bessere Ergebnisse als Kinder aus Hauskindergärten. Sie halten sich verlässlicher an Regeln, vertreten ihren Standpunkt adäquat, zeigen sich kreativer und fantasievoller und weniger aggressiv. 

Der Schwerpunkt unserer vorschulischen Bildung liegt nicht auf stumpfen Lernprogrammen oder Arbeitsblättern, sondern auf der Erlangung von Schlüsselkompetenzen. Diese erleichtern es den Kindern sich gut in der Welt zurecht zu finden und das Lernen zu lernen. 

Geübt wird außerdem viel mit Werkzeugen und Naturmaterialien. Denn in erster Linie geht es um die Kräftigung der Schulter- und Handmuskulatur. Der Muskelaufbau über ausreichend Bewegungsmöglichkeiten gilt als notwendige Voraussetzung, um später längere Zeit ruhig sitzen zu können. Muss das Kind sich aber erst konzentrieren um ruhig zu sitzen, kann es in Folge dessen den Inhalten des Unterrichts schwer folgen.

Unsere Kinder lernen außerdem aufmerksam zuzuhören, sich für ihre Themen und Belange einzusetzen und dabei motiviert und ausdauernd an Projekten zu arbeiten.

Exkurs: Dass unsere Sicht der Schulvorbereitung fruchtet ist inzwischen auch für viele Regelkindergärten klar, einen tollen Fachartikel darüber finden sie hier: leitungsheft.kindergarten-heute.de *2

 

9. Können Kinder unter drei Jahren im Naturraum betreut werden?

Kleinkinder sind am tiefsten mit der Natur verbunden und finden raschen Zugang zu Beschäftigungen in und mit der Natur. Die zahlreichen sinnlichen Eindrücke und die Vielzahl von Entdeckungsmöglichkeiten im Naturraum sind ein Gewinn für Kinder unter drei Jahren.

 

10. Ein paar Fragen hätte ich noch...

Wir hoffen, wir konnten Ihr Interesse wecken und auch Ihr Feuer ein wenig für unseren Kindergarten entfachen. Falls Sie noch weitere Fragen haben, melden Sie sich jederzeit bei uns - wir freuen uns über Ihren Wissensdurst :-)

 

"Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr" (Marie Curie)

 

 1. (vgl. https://eigenaktiv.de/eigenaktiv/kita-waldkindergarten-augsburg/fragen/#Was_macht_ihr_bei_schlechtem_Wetter);    2. (vgl. https://eigenaktiv.de/eigenaktiv/kita-waldkindergarten-augsburg/fragen/#Was_macht_ihr_bei_schlechtem_Wetter);    (vgl. Handbuch Naturraumpädagogik, Anke Wolfram, Herder, 2023)

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